Home » Blog-Beiträge » Hufrehe beim Pferd – Tod auf Raten?
Hufrehe gehört zu den schmerzhaftesten Krankheiten beim Pferd. Im Prinzip handelt es sich um eine Entzündung der Huflederhaut, die das Hufbein mit der Hornkapsel verbindet. Bei einer Entzündung schwillt diese an und die Blutzirkulation wird im Huf zusätzlich gestört. Die starke Schwellung unter der Hornkapsel kann sich im Pferdehuf aber nicht ausbreiten und es entsteht ein hoher, sehr schmerzhafter Druck im Huf. Wird die Entzündung nicht behandelt und gestoppt, wird der Huf durch die eingeschränkte Blutzirkulation nicht mehr mit den benötigten Nährstoffen versorgt.
Die Hornkapsel kann sich vom Hufbein lockern, was zunächst zur Rotation mit anschließendem Absenken des Hufbeines führen kann.
Bei der Hufrehe unterscheiden wir das oftmals klinisch unauffällige Vorläuferstadium, die akute und die chronische Hufrehe. Die besten Therapieergebnisse werden erzielt, wenn das Pferd schon im Initialstadium behandelt wird. Die akute Rehe ist jedoch immer ein absoluter Notfall! Also rufen Sie bitte in jedem Fall sofort ihrenTierarzt an, wenn Sie Symptome einer Hufrehe bei Ihrem Pferd erkennen!
Die Symptome einer Hufrehe im Vorläuferstadium sind häufig nur schwer zu erkennen. Ponys lassen sich in aller Regel noch weniger anmerken als Großpferde. Bei einer leichten Entzündung der Huflederhaut hebt das Pferd die betroffenen Hufe öfter an und setzt sie wieder ab. Das Pferd wird widerwillig beim Hufe geben, lehnt sich beim Aufheben an den Reiter oder wird unkooperativ beim Schmied. Im Schritt und Trab lahmt das Pferd meist undeutlich, geht insbesondere in der Vorderhand klemmig oder gebunden – vor allem auf hartem Boden und in engen Wendungen. An der Zehenarterie, die an der Rückseite der Fesselbeuge entlang der Gleichbeine verläuft, kann manchmal eine leichte Pulsation zu spüren sein. Die Pferdehufe sind etwas wärmer als im Normalzustand.
Bei einem akuten Reheschub geht das Pferd plötzlich deutlich lahm und will sich meist gar nicht mehr bewegen. Selbst das Stehen bereitet ihm Schmerzen, die Hufwände werden viel ent- und die Trachten meist überlastet – es entsteht die sogenannte Sägebockstellung. Einige Pferde legen sich auch ab. Die Hufe sind „heiß“, eine pochende Pulsation der Arterien ist zu spüren und das Pferd versucht auf der Trachte zu fußen.
Im chronischen Stadium der Hufrehe (bereits nach 48 bis 72 Stunden nach dem akuten Schub!) KANN eine Symptomatik auftreten, muss aber nicht. Viele Pferde sind dann lahm, apathisch und haben wenig Appetit. Die Hufe sind häufig kalt, da die Durchblutung abnimmt und keine akute Entzündung mehr vorhanden ist. Von außen ist eine chronische Hufrehe durch eine Verbreiterung der weißen Linie an der Sole vom Huf nachzuweisen, da sich in Folge der akuten Entzündung Narbengewebe in der Huflederhaut bildet. Die Zehenwand verläuft oft konkav, also gewölbt – es können sich typische „Reheringe“ bilden. Der Huf kann auch eine Knolle bilden.
Zunächst macht der Tierarzt eine ausführliche Anamnese und führt eine Lahmheitsuntersuchung durch, falls der Zustand des Patienten diese zulässt. Zudem untersucht er den Huf mittels einer Hufzange. Die Hufzangenprobe fällt jedoch nur im akuten Stadium verlässlich positiv aus.
Für eine sichere Diagnose ist es neben der klinischen Untersuchung unerlässlich, die Hufe in verschiedenen Projektionen zu röntgen. Nur so lassen sich die Veränderungen des Hufbeins, der Hornkapsel und deren Ausrichtung zueinander beurteilen. Im Laufe der Behandlung kann mittels Röntgenuntersuchung der weitere Verlauf dokumentiert werden.
Die konkrete Therapie hängt entscheidend von der schnellen Diagnose, dem Ausmaß der Schmerzen und dem Stadium der Hufrehe ab. Zum einen muss die Ursache behandelt oder abgestellt werden (z. B. Vergiftung oder unangemessenes Futter). Zum anderen muss die Entzündung der Huflederhaut schnellstmöglich bekämpft werden, um Schwellung und damit Rotation oder gar die Senkung des Hufbeines zu verhindern. In der äußerst akuten Phase wird Aspirin oder andere Entzündungshemmer verabreicht um die Ödeme der Huflederhaut einzudämmen und somit den Druck zu verringern. Zusätzlich bekommt das Pferd gefäßerweiternde Medikamente und blutverdünnendes Heparin. Somit wird die gesamte Durchblutung der Zehe vereinfacht. Des Weiteren werden Eis-Packungen zur Kühlung um den Kronsaum angelegt und alle zwei Stunden gewechselt.
Bei Bedarf wird der vordere Anteil der Zehenwand entfernt, damit Entzündungssekret ablaufen und das Hufbein und die -wand parallel gehalten werden kann. Zusätzlicher Nebeneffekt: Der schmerzhafte Zehenbereich wird entlastet. Mit einem Hufreheverband wird der Huf nach dem Prinzip eines Turnschuhs aufgepolstert, was ihn ihn außerdem vor Infektionen schützt. Alternativ kann auch ein Hufrehegips angelegt werden. Spezielle Strahlpolster werden außerdem unter den Strahl gelegt um den Zug der tiefen Beugesehne an der Rückseite des Hufbeins zu minimieren und einer weiteren Separation von der Hornkapsel entgegenzuwirken. Alle Pferde mit Hufrehe sollten auf Torf umgestellt werden, damit eine weichere Unterlage gewährleistet ist.
Das regelmäßige Be- und Entlasten der Hufe ist wichtig für deren Blutzirkulation. Entsprechend führt eine zu starke Belastung zu einer Störung des Bluttransports – die Huflederhaut kann sich entzünden. Auslösende Faktoren sind vor allem langes Laufen oder permanentes Stehen auf harten Böden wie Asphalt oder das Schonen des Beines aufgrund einer Lahmheit der Gegengliedmaße. Das Gewicht lagert dann vermehrt auf den anderen drei Beinen, vor allem an den Vorderbeinen können dadurch Probleme auftreten.
Die Futterrehe ist die am weitesten verbreitete Hufrehe und wird durch falsche Fütterung verursacht. Das größte Problem stellen zu protein- und kohlenhydratreiche Futtermittel dar – insbesondere die im Futter enthaltene Stärke und das im Gras und Heu enthaltende Fruktan. Im Frühjahr weist das Gras einen hohen Fruktangehalt von ca. 50 % der Trockensubstanz auf. Auch eine überdurchschnittliche kohlenhydratreiche Nahrung mit zu viel Kraftfutter, Brot, Karotten und/oder Obst löst Prozesse im Pferdekörper aus, die zu einer Übersäuerung führen können und so die Durchblutung am Huf reduzieren.
Bei der Vergiftungsrehe werden meist aus dem Darm aber auch nach der Geburt aus der Gebärmutter Toxine resorbiert, die über die Blutbahn in die Huflederhaut gelangen. So können Vergiftungen bei der Aufnahme von Giftpflanzen entstehen wie z. B. Wicken, Robinie, Rizinus und Eicheln sowie durch Herbizide, Fungizide, Pestizide, Schimmelpilze und Pilzsporen. Gelegentlich sind auch Impfungen und Wurmkuren die Auslöser einer Vergiftungsrehe, wenn ein massiver Parasitenbefall vorlag und große Parasitenzahlen absterben.
Ein Zeckenstich kann Borreliose übertragen und diese wiederum kann potentiell Rehe auslösen. Eine Begleiterscheinung bei der von Zecken übertragenen Krankheit kann eine Entzündung der Huflederhaut sein.
Hufrehe tritt häufig als Folge des Cushing-Syndroms auf. Hiervon sind häufig Pferde ab einem Alter von 15 Jahren betroffen. Nur in fortgeschrittenen Fällen weisen die Pferde das früher als typisch beschriebene lange gelockte Fell, einen verzögerten Fellwechsel oder eine Stammfettsucht auf. Häufiger fallen leichte Wesensveränderungen, Immunschwäche, Muskelabbau der Oberlinie und eben Hufrehe als Symptome.
Wie gut ein Pferd die Hufrehe übersteht, hängt zum einen vom Pferd und zum anderen vom Stadium der Krankheit ab – u. a. wie weit das Hufbein rotiert oder gar gesunken ist. Hat sich das Hufbein nicht bewegt, kann das Pferd potentiell wie vorher geritten werden. Bei einer stärkeren Rotation (8 – 10 Grad) kann das Pferd wahrscheinlich nicht mehr im Sport eingesetzt oder regelmäßig geritten werden. Hat ein Pferd einmal Rehe gehabt, bleibt es durch die Schädigung des Hufbeinaufhängeapparates leider immer dafür anfällig. Deswegen sollten Besitzer alles tun, um Hufrehe bei ihrem Pferd bestmöglich vorzubeugen!
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