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Eine nicht ganz so häufig auftretende, aber in den allermeisten Fällen leider tödlich endende Pferdekrankheit ist die sogenannte Equine Grass Sickness /EGS). Dabei handelt es sich um eine Erkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift. Ihr Ursprung liegt Berichten zufolge in Schottland. In Großbritannien kommt die auch Graskrankheit genannte Problematik weitaus häufiger vor als bei uns. Aber nicht nur in Deutschland, auch in Belgien, Frankreich, Ungarn, Schweden, den Niederlanden und in der Schweiz werden immer wieder Fälle gemeldet. Ein Grund, die Equine Grass Sickness gründlich unter die Lupe zu nehmen.
Die Ätiologie der Equinen Graskrankheit ist auch nach jahrzehntelanger Forschung nicht geklärt. Ein Ausbruch dieser Erkrankung lässt sich an keinen spezifischen Faktoren festmachen – das bedeutet, eine Prophylaxe ist nahezu unmöglich. Unabhängig von Jahreszeit, Rasse, Alter oder Geschlecht kann die Erkrankung jedes Pferd ereilen.
Zwar gibt es Untersuchungen, die einen Trend zu Pferden im Alter von zwei bis sieben Jahren und einen Erkrankungsschwerpunkt im Frühjahr vermuten lassen. Pferde mit Weidegang erkranken auch häufiger als andere – daher auch der Name der Krankheit. Aber das alles sind eher unspezifische Untersuchungsergebnisse. Wissenschaftliche Untersuchungen lassen allerdings vermuten, dass der Erreger der Krankheit ein sogenanntes Exotoxin des Clostridium Botulinum (dem Bakterium, das auch den Botulismus beim Pferd auslöst) sein kann. Dies würde bedeuten, dass die Pferde das Clostridium-Bakterium aufnehmen und dieses wiederum Giftstoffe ausscheidet, welche das Nervensystem angreifen. Bewiesen ist bis dato aber nichts.
Im Falle eines akuten Verlaufs erkranken die Pferde plötzlich und sehr stark. Sie zeigen unter anderem milde bis starke Koliken, Schluckbeschwerden oder starkes Speicheln. Durch das angegriffene Nervensystem leiden die Pferde unter einer Lähmung von Schlund und Schlundkopf. Infolgedessen kann es auch zu einer kompletten Darmlähmung, starkem Zittern an Schultern und Flanken, einem Anstieg der Körpertemperatur oder flächenhaftem Schwitzen kommen. Der Puls steigt stark an und die Pferde können Gefahr laufen zu dehydrieren.
Der behandelnde Tierarzt führt aufgrund der Symptome häufig die Behandlung mittels einer Magen-Schlundsonde durch. Hierbei dürfte er im Falle der Graskrankheit feststellen, dass sich die Sonde sehr leicht und ohne Widerstand einführen lässt. Dazu fließen bei der Erkrankung an der Graskrankheit große Mengen an flüssigem, faulig riechendem Mageninhalt ab. In den meisten Fällen sterben die Pferde in den ersten zwei bis drei Tagen oder müssen eingeschläfert werden.
Bei einem subakuten bzw. chronischem Verlauf zeigen sich die Anzeichen in der Regel schwächer, sodass die Pferde länger überleben. Der Verlauf kann sich über eine bis drei Wochen nach Auftreten der ersten Anzeichen hinziehen und danach auch in einen chronischen Verlauf übergehen. Damit können die Pferde dann theoretisch Wochen oder gar Monate überleben. In dieser Zeit werden sie aber stark abmagern, zittern am ganzen Körper, es kommt immer wieder zu Koliken, die Darmtätigkeit kommt peu a`peu weiter zum Erliegen, der Kot wird, wenn dann nur noch in kleinen Mengen und in fest geformten, eingetrockneten Äpfeln ausgeschieden.
Um die Graskrankheit am lebenden Pferd zu diagnostizieren, kann der Tierarzt auf vier Untersuchungsmöglichkeiten zurückgreifen:
Die Therapie für ein an der Graskrankheit leidendes Pferd gestaltet sich, wie eingangs bereits erwähnt, als schwierig und gelingt nur in seltenen Fällen. Infusionen, eine Magenentleerung und auch die Gabe von Spasmolytika (krampflösender Mittel) sind mögliche Schritte, die der Tierarzt einleiten kann. Schlagen diese Maßnahmen nicht an, muss er das Pferd einschläfern. Handelt es sich um einen akuten Verlauf, ist eine Therapie nicht Erfolg versprechend.
Bei Patienten mit milden Symptomen eines chronischen Verlaufs spricht man nach aktuellen Erkenntnissen von einer Überlebenschance von ca. fünf Prozent. Die Voraussetzung dafür ist, dass sie auf eine adäquate Nährstoffversorgung, die Infusionstherapie sowie die Maßnahmen, um den Kot wieder weicher und die Verdauung in Schwung zu bekommen, ansprechen. Etwa acht Wochen nach Behandlungsbeginn sollten sich die Symptome kontinuierlich verbessern.
Aktuell gibt es nur wenige wissenschaftliche Arbeiten zur Equinen Graskrankheit. Im April 2021 entstand allerdings eine Veröffentlichung, die sich mit vier Pferden (im Alter zwischen zwei und sieben Jahren) beschäftigt, die in Dänemark an der EGS nahezu gleichzeitig erkrankt sind. Sie alle lebten im selben Stall. Drei davon (sie alle standen auf derselben Weide) litten unter einem akuten Verlauf, beim vierten Kandidaten wurde ein subakuter, sprich chronischer, Verlauf erkannt.
Der Zeitraum zwischen den dem Beginn der klinischen Symptome des ersten und des letzten Falls betrug 15 Tage. Zunächst wurden die Wetterverhältnisse in den Vorwochen des ersten Ausbruchs überprüft. 14 Tage lang war das Wetter im Vorfeld trocken, kalt, aber sonnig gewesen. Eine Wurmkur wurde ihnen zwei Tage vor dem Ausbruch der ersten Symptome verabreicht.
Die drei Kandidaten, die unter der akuten ECS litten, zeigten starke Koliksymptome wie einen stark erhöhten Herzrhythmus, eine reduzierte Darmtätigkeit sowie einem starken Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre. Sie wurden alle drei operiert, wobei die Tierärzte eine mittelgradige Ausdehnung des Dünndarms sowie entzündliche Veränderungen eben dort feststellen konnten. Trotz Gabe von Entzündungshemmern und unterstützenden Magenentleerungen konnte bei einem Pferd in den sechs Tagen nach der Operation keine Besserung der Symptome festgestellt werden. Die Patientin wurde eingeschläfert.
Die beiden anderen akuten Fälle ereilte drei beziehungsweise vier Tage später dasselbe Schicksal. Alle drei wurden obduziert. Dabei stellte sich eine starke Schädigung des Dünndarms sowie ein Absterben der Nervenzellen an ebendiesem Organ heraus, woraufhin die Diagnose der Equinen Graskrankheit gestellt wurde. https://reiterferien-allgaeu.de/ https://reiterferien-allgaeu.de/blog/
Das vierte, subakut erkrankte Pferd stand, im Gegensatz zu den anderen dreien, nicht auf der Weide, sondern auf einem an der Wiese angrenzenden Paddock, wo es Zugang zum am Rand wachsenden Gras hatte. Es kam ebenfalls in die Pferdeklinik, allerdings mit einer Verstopfung. Es zeigte Symptome wie starkes Muskelzittern, und ein getrübtes Allgemeinbefinden sowie eben die Verstopfung. Da sich diese auf eine Medikamentengabe hin nicht besserte, wurde auch dieses Pferd operiert. Dabei wurde der Dickdarm entleert. Doch dies und die nachfolgende Medikation brachten keine Besserung des Zustandes, weshalb auch dieses Pferd eingeschläfert wurde.
In der Zusammenfassung der Arbeit steht geschrieben, dass der Hauptzweck dieser Fallserie der war, wieder auf diese Krankheit hinzuweisen, da die Erkrankung häufiger auftreten kann, als angenommen. Als essenziell haben die Wissenschaftler herausgearbeitet, dass denn ein Verdacht auf die Equine Grass Sickness vorliegt, wenn ein Pferd (besonders in den Frühjahrsmonaten) mit klinischen Anzeichen wie akuter Kolik, Magenreflux, einer eingeschränkten Beweglichkeit des Darmtraktes oder verringertem Kotabsatz zu kämpfen hat. Kommen in den folgenden Tagen Anzeichen wie Muskelzittern, eine starke Ausbildung von Schweißflecken oder das Absinken der Organe im Körper dazu, liegt eine Diagnose auf eine EGS nahe.
Ist auf einem Betrieb ein an der Equinen Graskrankheit erkrankter Patient bekannt, sollten weitere Fälle möglichst verhindert werden. Einige der bekannten Risikofaktoren bezüglich des Betriebs und des Managements können beeinflusst werden, z. B. das betroffene Weideland nicht mehr für Pferde nutzen oder zusätzlich Wiederkäuer auf den Weiden grasen lassen (epidemiologische Studien besagen, dass Rinder als „negativer Risikofaktor“ fungieren und das EGS-Risiko vermindern). Aufgrund noch fehlender wissenschaftlicher Erkenntnisse ist die Vorbeugung gegen einen Krankheitsausbruch das wichtigste Ziel. In diesem Bereich könnte in den nächsten Jahren der Durchbruch kommen. Derzeit wird in Großbritannien eine großangelegte Impfstudie durchgeführt.
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